Lotor.de: Alles über Waschbären

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Körperbau des Waschbären

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Waschbären sind 45 bis 65 cm lange und durchschnittlich 6 kg schwere, robust gebaute Raubtiere mit graubraunem Fell. Dazu kommt noch der ca. 25 cm lange, geringelte Schwanz. Die schwarze Gesichtsmaske und die sensiblen Vorderpfoten sind charakteristisch für die Tierart. Waschbären können ausgezeichnet klettern und gut schwimmen, aber schlecht sprinten.

Größe und Gewicht

Die Größe und vor allem das Gewicht eines Waschbären unterscheiden sich im amerikanischen Verbreitungsgebiet je nach Gebiet zum Teil erheblich voneinander. Im Gegensatz zu den Leichtgewichten an der Südspitze Floridas, wo die örtlichen Exemplare auf durchschnittlich nur 1,8 bis 2,7 kg kommen, werden im Norden der USA und in Kanada oft dreimal so schwere Exemplare gewogen. [ANH] In Deutschland ist aufgrund des sehr ähnlichen Klimas überall nicht damit zu rechnen, dass sich in Zukunft ebenfalls derart große Größenunterschiede ergeben. Der durchschnittliche deutsche Waschbär ist von der Nasenspitze bis zum Schwanzansatz etwa 45 bis 60 cm lang. Der schwarz-braun geringelte Schwanz ist mit etwa 25 cm vergleichsweise kurz. Je nach Jahreszeit bringen hiesige Exemplare zwischen 4 und 8 kg, maximal 10 kg, auf die Waage. Zu Winteranfang kann gerade in kälteren Gebieten das Gewicht fast doppelt so groß sein wie im Frühling nach der notgedrungenen winterlichen Fastenzeit. [DW] Männchen (Rüden genannt) sind durchschnittlich etwas größer und schwerer als Weibchen (Fähen genannt). Der Gewichtsunterschied liegt im Bereich von 15 bis 20 %. [DWA] Die Schulterhöhe des Waschbären ist mit knapp unter 30 cm ein wenig kleiner als die einer Hauskatze, dafür ist ein Waschbär aufgrund seiner gedrungenen Körperform etwas schwerer. Ein echtes Schwergewicht wurde einmal im Spätherbst im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin erlegt; der Brocken brachte es auf unglaubliche 28,4 kg! [RAN]

Gesichtsmaske und Fell

Das charakteristischste Merkmal des Waschbären ist sicherlich seine schwarze Gesichtsmaske, die ihm seit jeher das Image eines Banditen eingebracht hat. Ein Image, das viele verstädterte Tiere bei ihren nächtlichen "Raubzügen" durch die Vorstädte nur allzu gerne pflegen. Zwar sind sie normalerweise eher an dem Inhalt der Mülltonnen als dem eines Safes interessiert, aber ein besonders dreistes Exemplar wurde sogar schon beim Stehlen eines Teppichs beobachtet! ;-) Im höheren Alter bleicht die Gesichtsmaske übrigens zunehmend aus, was bei vielen erwachsenen Waschbären eine erste sehr grobe Altersabschätzung der Art "jung oder mittelalt" oder "alt oder sehr alt" ermöglicht. Um die Maske herum wächst an der Schnauze, über den Augen und an den Ohrenrändern weißes Fell. Die weiße Bänderung über den Augen wird dabei von einem schwarzen Streifen unterbrochen, der von der Stirn bis zur Nasenspitze reicht und dessen Breite bei verschiedenen Exemplaren sehr unterschiedlich ausfallen kann. Es wird angenommen, dass diese markante Gesichtszeichnung, die der des Marderhundes ähnelt, vornehmlich dem Erkennen von Körperhaltung und Mimik des jeweils gegenüberstehenden Artgenossens dient. [DW] Am übrigen Körper hat das Fell eine grau-braune Färbung, die je nach Tier heller oder dunkler ausfallen kann. Über dem Nacken ist es häufig rostbraun bis orange. Auch nach dem Verlust des Winterfells im Frühling ist das Fell, anders als etwa beim Fuchs, noch recht lang und dicht. Waschbären mit sehr dunklem, fast schwarzem, Fell sind im deutschen Verbreitungsgebiet häufiger anzutreffen, da diese von Vorfahren mit einer derartigen, in der Pelzindustrie beliebten, Zeichnung abstammen. [DWK]

Fortbewegung

Im normalen Passgang laufen Waschbären nur auf den Sohlen ihrer Pfoten und werden daher als Sohlengänger bezeichnet. Im Verhältnis zum Rumpf sind ihre Beine kurz und zierlich, weshalb schnelle Sprints und erst recht weite Sprünge für sie ein Ding der Unmöglichkeit sind. Zumindest auf kurze Distanz kann ein Waschbär aber schon einmal die Beine in die Hand nehmen, um sich bei Gefahr hoffentlich noch rechtzeitig ins Unterholz oder auf den nächsten Baum retten zu können. Sollte ein Waschbär einmal seinen buschigen, geringelten Schwanz einklemmen und abzustürzen drohen, so hält dieser übrigens problemlos sein Körpergewicht. Samuel I. Zeveloff berichtet gar von einem Exemplar, an dessen Schwanz sich ein über 90 kg schwerer Mann festhielt um nicht abzustürzen. [RAN] Generell sind Waschbären robust gebaut und es gibt zahlreiche Augenzeugenberichte über Waschbären, die aus großer Höhe zu Boden fielen und anschließend unverletzt von dannen zogen. [RAN] Nachdem jetzt viel vom Abstürzen die Rede war, muss auf jeden Fall gesagt werden, dass Waschbären an sich sehr gute und vorsichtige Kletterer sind. Zum Abstieg kommen dabei je nach Situation die unterschiedlichsten Techniken zum Einsatz, bei denen der Körper wahlweise nach unten, zur Seite oder nach oben zeigt. Waschbären klettern aber nicht nur, sie sind auch gute Schwimmer und können auch breite Flüsse problemlos durchqueren. Ihren Kopf halten sie dabei immer über Wasser.

Pfoten

Zur Untersuchung gefundener Gegenstände setzen sich Waschbären gerne auf ihre Hinterbeine und betasten ihn mit ihren Händen um sich so ein Bild von ihm zu machen. Hände, so kann man ihre aus fünf gegliederten Fingern aufgebaute Vorderpfoten wohl mit gutem Recht nennen, denn auch wenn ihre Daumen nicht opponierbar sind, verfügen sie fast über das händische Geschick von Primaten. Was die Sensorik für den Tastsinn angeht, so sind ihre Vorderpfoten sogar einmalig im ganzen Tierreich [DW]. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Waschbären auf allen Vieren gehen und ihre Tatzen dazu entsprechend robust sein müssen. Eine dünne Hornhautschicht ist alles, was ihre tastempfindlichen Pfoten vor spitzen Steinen und dergleichen schützt. [DW] Als wäre dem nicht genug, können sie mit ihren Vorderpfoten auch noch ohne jede Erfrierungserscheinungen stundenlang in eiskaltem, weniger als zehn Grad warmem Wasser nach Nahrung suchen. [DW]

Unterscheidung der Geschlechter

Wie fast alle männlichen Raubtiere verfügen auch Waschbärrüden über einen Penisknochen, der etwa 10 cm lang und am vorderen Ende stark gebogen ist. Dieser war früher in den Südstaaten übrigens ein beliebtes Geschenk von jungen Männern an ihre Herzdame. [RPB] Da der eingezogene Penis und die Hoden unter dem Fell normalerweise nicht zu sehen sind, lassen sich die Geschlechter aus der Entfernung nur an den sechs Zitzen der Weibchen unterscheiden, falls man einen Blick auf die mitunter weniger stark behaarten Bauchseite erspähen kann. Wirklich gut sichtbar sind diese jedoch auch nur bei gerade stillenden Müttern.

Sonstiges

Über den nicht einziehbaren Krallen befinden sich Sinneshaare, die genauso wie ihre langen Schnurrhaare dazu dienen, Gegenstände zu erkennen ohne sie erst anfassen zu müssen. Dies kommt ihnen vor allem bei nächtlichen Streifzügen im Unterholz zugute. Die langen und scharfen Krallen machen einen regelrecht furchteinflösenden Eindruck, aber im Zweifelsfall vertraut ein Waschbär im Kampf auf sein Gebiss. Dieses ist auf sein Dasein als Allesfresser angepasst. Weder ist die Kaufläche so breit wie die von sich rein vegetarisch ernährender Tierarten, noch sind die Zähne so spitz und scharf wie die ausschließlich Fleisch fressender Tiere. Waschbären können ein gutes Dutzend verschiedener Laute vom zufriedenem Schnurren bis zum aggressiven Fauchen äußern, sie sind aber meist eher stumme Zeitgenossen. Sehr eindrücklich ist dagegen das Zwitschern der Welpen, mit dem sie etwa nach ihrer Mutter rufen, das echtem Vogelgezwitscher zum Verwechseln ähnelt.

Quellen

  • [ANH] "A Natural History of Raccoons" von Dorcas MacClintock
  • [DW] "Der Waschbär" von Ulf Hohmann
  • [DWK]"Die Waschbären kommen" von Ingo Bartussek
  • [RAN] "Raccoons: A Natural History" von Samuel I. Zeveloff
  • [RPB] "Raccoon Penis Bones" von Catherine Yronwode

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