Waschbären eignen sich aufgrund ihres destruktiven Verhaltens nicht als Haustiere, eine Gehegehaltung ist aber möglich. Sie sollten dabei auf jeden Fall zusammen mit anderen Artgenossen gehalten und rechtzeitig kastriert werden.
Wohnungshaltung
"Ist es möglich, Waschbären als Haustiere zu halten?"
Für 99,9 % der Bevölkerung kann diese Frage wohl mit einem entschiedenen "NEIN!" beantwortet werden. Waschbären können nicht einfach wie ein Hund oder eine Katze als Haustier gehalten werden. Sie sind ausgesprochen neugierig und würden in kürzester Zeit die Wohnungseinrichtung zerlegen, weil sie gar nicht anders können als auch die kostbarste japanische Kristallfigur einer ausgiebigen taktilen Untersuchung zu unterziehen. Da sie auf nahezu jede Art von Möbelstück klettern können, gibt es keinen Platz, der sicher vor ihrer Neugier wäre. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass sie mit ihrem Futter eine riesige Sauerei veranstalten, wenn sie es zu einer Wasserstelle tragen und/oder es in der Gegend verstreuen. Ein Waschbär wird niemals gesittet aus einem Futternapf fressen wie ein Hund oder eine Katze. Selbstverständlich stellt eine Wohnung auch kein angemessenes Habitat für ein Wildtier dar.
Gehegehaltung
In der eigenen Wohnung sollte man Waschbären also auf keinen Fall halten, was höchstwahrscheinlich als Quälerei sowohl für das Tier als auch den Halter enden würde, wobei letzter vermutlich deutlich mehr zu leiden hat ;-). Trotzdem kann man einen zahmen Waschbären natürlich einmal mit ins Haus nehmen, wenn die Wohnung vorher entsprechend präpariert wurde; gerade Jungtiere kann man auch mal länger drinnen lassen. Waschbären können jedoch in einem Gehege gehalten werden. Grundsätzlich darf nämlich jeder Waschbären halten, der von seinem Landratsamt eine entsprechende Genehmigung besitzt, für die unter anderem ein Sachkundenachweis zu erbringen ist. Außerdem muss das Gehege vom Amtstierarzt abgenommen werden, wobei es durchaus sein kann, dass dieser auf einem größeren oder besser eingerichtetem Gehege besteht als es das Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren (Seite 42) des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft vorsieht. Neben reinen Außengehegen sind auch Innengehege möglich, oder am besten eine Kombination aus beiden. Bei reinen Außengehegen besteht in strengen Wintern nämlich die Gefahr, dass man seine Waschbären überhaupt nicht mehr zu sehen bekommt, weil sie sich zur Winterruhe gebettet haben.
Damit es den Tieren wirklich gut geht, sollten aber natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Bedingungen erfüllt sein. Zum Beispiel sollte ein Tierarzt in der Nähe sein, der einen Waschbären nicht mit einem Marderhund verwechselt. Und es sollte immer jemand verfügbar sein, der sich um die Tiere kümmert, falls der Besitzer mal für zwei Wochen ins Krankenhaus muss. Außerdem muss bedacht werden, dass Waschbären in "Gefangenschaft" ungefähr so alt wie eine Hauskatze werden können, d. h. älter als 15 Jahre. Natürlich kann in der heutigen schnelllebigen Zeit kaum noch jemand derart weit in die Zukunft planen, aber eine gewisse Sicherheit, dass man sich auch in einigen Jahren noch jeden Tag um seine Schützlinge kümmern kann, sollte auf jeden Fall vorhanden sein.
Haltung mit Artgenossen
Waschbären sollten möglichst nicht alleine gehalten werden, da der Kontakt zu einem oder ein paar Artgenossen wichtig für ihr Wohlbefinden ist. Ohne Spielkameraden, mit dem sie unter anderem auch etwas heftigere spielerische Kämpfe austragen können, langweilen sie sich sonst schnell und vereinsamen mit der Zeit. Ein ganzes Rudel ist für eine artgerechte Haltung aber auch nicht notwendig. Bei sehr vielen Tieren kann auch der Bezug zum Halter leiden, da dieser mit dem einzelnen Tier dann immer weniger Zeit verbringt. Wichtig ist zudem, dass man sich auch sonst viel mit seinen Schützlingen beschäftigt, da sie sich sonst nicht nur langweilen, sondern aufgrund der mangelnden Bewegung mit der Zeit immer mehr verfetten. Mit einem robusten Hund, der in der Hitze des Gefechts auch einmal einen etwas schmerzhafteren Biss aushalten kann, vertragen sich Waschbären in der Regel gut.
Kastration
[2] Hier heißt es besser Abstand halten! |
Wahrscheinlich der schlimmste Fehler, den man bei einem als Haustier gehaltenen Waschbären machen kann, ist, ihn nicht zu kastrieren. Mit Einsetzen der Geschlechtsreife Ende des ersten Winters nach der Geburt können unkastrierte Waschbären aggressiv werden, wenn der Halter als Rivale erkannt wird und aus dem eigenen Territorium vertrieben werden soll. Insbesondere Rüden werden außerdem versuchen, sich ein eigenes Revier jenseits der heimatlichen Gefilde zu suchen und Ausbruchsversuche starten. Trotzdem gelten Rüden allgemein als umgänglicher, da bei Weibchen der Trieb häufig stark ausgeprägt ist, sich im Spätwinter einen Rückzugsort zu suchen, wo sie ihre Jungen aufziehen könnten ohne dabei ständig von einem haarlosen Affen belästigt zu werden. Natürlich ist auch Kastration keine Garantie dafür, aber die Chancen stehen dann gar nicht so schlecht, dass auch während der kritischen Phase im Spätwinter und Frühling noch ein Körperkontakt möglich ist. Die Kastration erfolgt am besten im Alter von fünf bis sechs Monaten; bei Männchen in diesem Zeitfenster tendenziell etwas früher als bei Weibchen. Vor allem kastrierte Tiere können sogar gegenüber fremden Personen zahm werden, womit man aber besser nicht rechnen sollte. Und Kleinkinder, die ihn zum Beispiel am Schwanz ziehen könnten, sollten auf keinen Fall in die Nähe eines Waschbären gelassen werden. Es sollte auf jeden Fall immer im Hinterkopf behalten werden, dass Waschbären Wildtiere sind und daher schon mal zubeißen, wenn ihnen etwas nicht passt oder sie sich bedrängt fühlen. Häufig ist es zwar möglich, einen unmittelbar bevorstehenden Angriff zu erkennen, aber leider nicht immer.
Fütterung
Waschbären sollten entsprechend ihrem Dasein als Allesfresser möglichst abwechslungsreich ernährt werden. Als Hauptbestandteil der Nahrung bietet sich Trockenfutter für Hunde an. Dieses gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, so dass die eine oder andere Sorte auch den Geschmack des wählerischsten Waschbärs treffen sollte. Katzenfutter eignet sich aufgrund des zu hohen Gehalts tierischer Proteine übrigens nicht für eine ständige Ernährung. [DW] Wie in freier Wildbahn sollte mindestens ein Viertel pflanzliche Kost zugefüttert werden. Welche Obstsorten außer den stets beliebten Trauben und Bananen besonders gut ankommen, ist von Bär zu Bär verschieden. Grundsätzlich verschmäht ein Waschbär kaum etwas von dem, was auch wir mit Vorliebe verzehren. Als gelegentliche Zwischenmahlzeit bietet sich also alles an von Nüssen über Eier bis hin zu Käse und frischem Fisch. Alles was man braucht, um einen Waschbären abwechslungsreich und gesund zu ernähren, findet sich also im nächsten Edeka. Natürlich findet sich dort auch alles, um einen Waschbären ungesund zu ernähren. Kekse und Pizza fallen sicherlich in diese Kategorie, was sie in Augen der maskierten Banditen jedoch nicht weniger beliebt macht. Auf keinen Fall darf wegen der Gefahr einer Erkrankung an der Pseudotollwut allerdings rohes Schweinefleich verfüttert werden. Während der Wintermonate sollte die Futterration zudem eingeschränkt werden, da der Organismus des Waschbären darauf eingestellt ist, in der kalten Jahreszeit zum Teil von den im Herbst angefressenen Fettreserven zu zehren.
Ansichten zur Haltung von Wildtieren
Sowohl einige Tierschützer als auch Wildtierexperten lehnen jede Haltung von Wildtieren durch Privatpersonen ab. Das häufigste Argument hierfür ist, dass ein reizarmes Gehege keinen adäquaten Ersatz für die freie Natur darstellt und die Tiere nicht eingesperrt sondern in Freiheit leben sollen. Durch die ablehnende Haltung sollen sicher auch Leute abgeschreckt werden, die sich keine Vorstellung von den Schwierigkeiten machen, die es mit sich bringt, ein mehr oder weniger wildes Tier zu halten. Ich selbst bin dagegen der Auffassung von Elisabeth Beck, die auf ihrer Website einen sehr lesenswerten Artikel über die Haltung von Waschbären geschrieben hat. Meiner Meinung nach, ist es nicht grundsätzlich verwerflich, Wildtiere zu halten, sondern sehe es wie Yan Martell, der Autor des Romans "Schiffbruch mit Tiger". In diesem führt er aus, dass Tiere eine Reihe von Bedürfnissen haben, die gestillt werden müssen, wenn sie ein gutes Leben führen sollen. Freiheit ist nur ein abstrakter, für Menschen gemachter Begriff, den das Tier nicht interessiert, wenn seine artspezifischen Bedürfnisse nach Schutz, Nahrung, Beschäftigung, Bewegungsmöglichkeiten und Zuwendung gestillt sind. All dies ist auch in einer Gehegehaltung möglich, wenngleich ganz sicher nicht von jedermann zu bewerkstelligen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass auch ein erschreckend großer Teil domestizierter Haustiere völlig falsch gehalten wird, beginnend mit der Einzelhaltung von Gruppentieren wie Kaninchen.
Dies alles soll jetzt aber niemanden dazu ermuntern, sich ein Waschbärgehege in den Garten zu stellen und bei dhd24.de auf Welpensuche zu gehen. Wer Waschbären nicht wirklich liebt und so viel wie möglich über sie in Erfahrung gebracht hat, sondern nur ein möglichst exotisches Haustier sucht, wird an den mitunter schwierigen Tieren wenig Freude haben.
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Bilder
- [1] "Ricky Raccoon" aufgenommen von MyAngelG und unter der Lizenz Creative Commons Attribution 2.0 veröffentlicht
- [2] "Oh Oh" aufgenommen von nal from miami und unter der Lizenz Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 2.0 veröffentlicht
Quellen
- "Der Waschbär" von Ulf Hohmann
Links zu diesem Artikel
- <a href="http://www.lotor.de/waschbaer-und-mensch/haltung.html">Haltung von Waschbären</a>
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