Waschbären sind in der Regel keine Einzelgänger wie früher häufig behauptet wurde. Rüden leben oft in losen Koalitionen von zwei bis vier Tieren zusammen, wodurch sie ihre Chancen in der Paarungszeit erhöhen. Die Streifgebiete miteinander verwandter Weibchen überlappen sich stark.
Frühere Forschungsergebnisse
Lange Zeit hielt man Waschbären fälschlicherweise für notorische Einzelgänger, die sich eher schlecht als recht mit anderen Artgenossen vertragen. Diese Einordnung wurde auch durch das Forschungsergebnis von Erik Fritzell scheinbar bestätigt, der bei einem Feldversuch mit telemetrischer Messung des Raumverhaltens der untersuchten Waschbären im Jahr 1973 eben dies feststellte. Dummerweise wählte er für seinen Versuch die Prärie North Dakotas als Testgebiet aus, wo aufgrund des wenig bewaldeten Terrains maximal ein Tier auf einem Quadratkilometer lebte. Man muss Erik Fritzell allerdings zugute halten, dass er seinen Fehler später bemerkte. Zusammen mit seinem Kollegen Stanley Gehrt führte er ab dem Jahr 1990 eine neue Untersuchung des Sozialverhaltens des Waschbären, dieses Mal in Texas, durch, wo er zu gänzlich anderen Ergebnissen kam.
Bildung von Rüdenkoalitionen
Erwachsene Rüden leben oft in sogenannten Koalitionen zusammen, die aus zwei bis vier nicht miteinander verwandten Tieren besteht. Es ist zwar nicht so, dass diese ständig Tisch und Bett miteinander teilen, aber die Streifgebiete überlappten sich um bis zu 80 % und sie schliefen sogar zu ungefähr 30 % an den gleichen Schlafstätten. Als Ulf Hohmann im Jahr 1995 bei den Waschbären im niedersächsischen Soling ähnliches feststellte, bemerkte ein Kollege von ihm noch spitz: "Alle schwul!". Doch dies war aller Wahrscheinlichkeit nicht der Fall, wenngleich es selbstverständlich auch schwule Waschbären gibt. Tatsächlich erlangen die Rüden durch einen derartigen Zusammenschluss nämlich handfeste Vorteile, wenn es darum geht, das Herz einer Fähe für sich zu erobern... Wobei dies eher rhetorisch gemeint ist, da die meisten Beziehungen nicht viel länger als bis einige Tage nach der Begattung halten und auch diese raubtiertypisch eher wenig zärtlich abläuft. Wenn auch nicht derartig ruppig wie bei Eseln.
Überlappung der Streifgebiete der Weibchen
Es ist nämlich so, dass sich auch weibliche Waschbären nicht unbedingt in den letzten Winkel verkriechen, nur um ja keiner Artgenossin über den Weg zu laufen. Statt dessen teilen sich einige Fähen, die oft miteinander verwandt sind, ein Streifgebiet und treffen sich dabei gelegentlich an gemeinsamen Schlafplätzen oder Futterstellen. Wenn sich nun aber zur Paarungszeit einige Weibchen an einem gemeinsamen Platz zusammenfinden, hätte selbst der größte Macho Schwierigkeiten alle gleichzeitig zu beglücken, da die Weibchen, die sich während einer Fortpflanzungsperiode in der Regel nur mit einem einzigen Männchen paaren, oft auf zeitraubenden Vorspielen bestehen. Also hat es selbst für kräftige Burschen Vorteile, sich mit dem ein oder anderen Kumpel zusammen zu tun, um sein Streifgebiet noch besser gegenüber Eindringlingen aller Art verteidigen zu können, aber auch um sich etwa gegenseitig das Fell zu säubern und miteinander zu spielen.
Verhalten von Müttern mit Jungen
Mütter, insbesondere solche mit sehr jungen Welpen, meiden aber oft andere Artgenossen, insbesondere Rüden. Das eine oder andere gewalttätige Exemplar kann nämlich durchaus aggressives Verhalten gegenüber nicht von ihm gezeugten Welpen zeigen. Wobei aber gesagt werden muss, dass männliche Waschbären keinesfalls notorische Jungentodbeißer wie Bären oder Löwen sind. Aber eine gesunde Portion Vorsicht sollte jede Waschbärin mit Blick auf ihre Jungen walten lassen. Von einem ganz besonders freundlichen Rüden weiß hingegen Virginia C. Holmgren in "Raccoons in History, Folklore and Today''s Backyards" zu berichten, den sie aufgrund seiner dunklen Färbung Blacky nannte. Dieser war nicht nur gerne mit den Weibchen in seinem Revier zusammen und spielte mit seinen Welpen, sondern überzeugte sogar einen verängstigten und ausgehungerten ein Jahr alten Rüden davon, sich bei der Autorin ein Leckerli abzuholen, statt ihn einfach zu vertreiben.
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